Der Friedhof
Der erste Friedhof
Als Puiseaux vom XIII. bis zum XV. Jahrhundert noch von der ersten Stadtmauern beschützt war, gab es einen Friedhof außerhalb der Stadt. Laut Jules Dumesnil und des Abtes Gand sollte er zwischen
dem Platz Saint Jean und dem Turm von Rély liegen, aber man fand keinerlei Spuren, als man an dieser Stelle die Erdarbeiten für die Kanalsanierung ausführte.
Der alte Friedhof
Der Prior von Rély ordnete die Verlegung des Friedhofes an, weil dieser den Bau der neuen Stadtmauer und des Grabens verhinderte. Der Prior suchte ein Grundstück aus, das nördlich und ziemlich weit von der Stadt lag. Wahrscheinlich begann man dort die Toten ab Anfang des XVI. Jahrhunderts zu bestatten. Das Grab von Guillaume Bézille, er starb 1664, ist das älteste Grab, das man dort gefunden hat.
Vor der Revolution gehörte der Friedhof der Kirche von Puiseaux. Eine Gesellschaft, die man damals „die Fabrik“ nannte und eine ähnliche Funktion wie der heutige Stadtrat hatte, verwaltete ihre Liegenschaften.
Die Gräber bestanden hauptsächlich aus Särgen, die man in die Erde grub (die Toten aus der mittellosen Schicht wurden für die Zeremonie in den sogenannten Särgen der Armen beigesetzt und dann ohne Rücksicht in die Grablöcher geworfen, wo sie auf das letzte Gericht warten mussten ). Die Gepflogenheit Grüften und Kapellen zu errichten, wurde erst in späterer Zeit übernommen. Einfache Grabsteine kennzeichneten die Gräber und sie wechselten häufig ihre Besitzer, was erklärt, warum man so wenig alte Gräber findet.
Unter der Revolution wurde der Friedhof als Nationalliegenschaft deklariert und für die Gemeinde Puiseaux bestimmt, aber seine Verordnung wurde nicht geändert. Die Fabrik verwaltete weiter den Friedhof, kassierte die Beträge der Grabüberlassungen und hielt das Gelände in Ordnung. Eine Beratung des Stadtrates 1850 stellte alles wieder in Frage. Die Versammlung entschied sofort mit 8 Stimmen gegen 6, dass die Stadtgemeinde die Verwaltung des Friedhofes übernehmen soll und beauftragt den Bürgermeister, die Fabrik über den neuen Stand der Dinge zu benachrichtigen, und einen Regelungsvorschlag über die Bestattungen zu erarbeiten.
Da der Friedhof nun der Stadtgemeinde gehörte, übernahm diese die Erhaltung und Pflege des Geländes.
Wie zu unserer heutigen Zeit gehörten zwei öffentliche Gebäude zum Friedhof.
Das Friedhofskreuz
Es ist ein wunderbares Denkmal aus dem XIII. Jahrhundert. Das Kreuz ist auf einer Säule befestigt, die selbst auf fünf weiteren Säulen steht. Das ganze ruht auf einem kreisförmigen Sockel, der eine aus drei Stufen bestehende Plattform überragt.
Der Abt Gand behauptet, dieses Kreuz stand damals auf dem Martroi Platz. Ein Reparaturvertrag aus dem XVII. Jahrhundert bestätigt diesen Ursprung. Das Kreuz wurde unter der Revolution abgebaut und anfangs des XIX. Jahrhunderts im Friedhof neu zusammengebaut.
Die Friedhofskapelle
Als der Prior von Rély den Friedhof vor die Stadtmauer verlegte, ließ er zur gleichen Zeit eine Kapelle im neuen Friedhof errichten.
Die Kapelle besteht nur aus einem Schiff mit zwei Kreuzbogen, die mit einer halbkreisförmigen Apsis endet. Sie ist von vier Fenstern beleuchtet. Dasjenige an der Haube des Chores besitzt noch ein Kirchfenster aus dem XIX. Jahrhundert, das die Mutter Gottes mit der Inschrift " Mater Dolorosa“ darstellt. Unten befindet sich das Wappen der Abtei von Saint Victor. Die Holztür trägt noch das Datum 1688.
Die Kapelle ist mit Gegenpfeilern befestigt. Diese charakterisieren sich durch ihren halbkreisförmigen Durchschnitt, dessen Spitze von einer mit der Mauer verbundenen flachen Platte beschützt wird. Man gelangt zum Dachstuhl durch eine kleine mit einem gewölbtem Bogen versehenen Tür, die in der West-Fassade eingelassen ist.
Das Innere der Kapelle ist in einem sehr schlechten Zustand. Der Wandputz fällt Plattenweise hinunter, das Tafelwerk ist morsch und in kürzerer Sicht wird die Kapelle eine Restaurierung nötig haben.
Auf dem Altar, unter dem Apsisfenster steht eine wunderbare Pieta. Sie wurde auf dem Wunsch des Priors von Rély hergestellt.
Die letzte Restaurierung wurde 1982 vollzogen, sie wurde nur an der Außenseite des Gebäudes durchgeführt.
Auf einer Außenmauer, neben der Tür, kann man zwei beschriftete Platten aus Gusseisen sehen. Die eine erinnert an die Schenkung des Friedhofshauptwegs von Guillaume II Bézille, die andere zeigt einen Epitaph seines Vaters, des Poeten Bézille.
Über der Tür betrachtet man ein schönes Basrelief des Bildhauers Jules Blanchard. Es zeigt die Wiederauferstehung des Sohnes der Witwe von Naïm. Man vermutet, es ersetzte ein Basrelief mit einem ähnlichen Thema, das in einem sehr schlechten Zustand war, es schmückte den Giebel des Friedhofshaupttores. Der in Puiseaux gebürtige Blanchard meißelte ebenfalls einen sehr schönen Torso, der heute in der Nische dieses Giebel sich befindet ( die Hoffnung).
Der neue Friedhof
In den sechziger Jahren beschloss man den Friedhof zu erweitern, da alle Überlassungen besetzt waren. Als ein Stadtbauarbeiter 1968 am neuen Gelände ein Loch ausgrub, um die Bodenart zu untersuchen, stieß er auf menschliche Gebeine. In folgendem Jahr wurde eine archäologische Ausgrabung angeordnet, um die Anwesenheit dieser Grabstätte zu erklären (die archäologische Gesellschaft in Puiseaux wurde bei dieser Gelegenheit gegründet).
Etwa zehn Grabstätten wurden entdeckt. Sie enthielten manchmal zwei Skelette. Die Bestattungen wurden in etwa 50 cm tiefen Gräbern ausgeführt, deren Richtung nach Osten und manchmal nach Norden zeigte.
Die Kopfrichtung der Körper zeigte nach Westen und die Arme waren auf der Brust gekreuzt. Die in einer Reihe gestellten rostigen Nägel weisen darauf hin, dass Särge vorhanden waren. Mehr als die Hälfte der Gräber waren von gut erhaltenen oder zerbrochenen Tontöpfen umringt. In manchen Töpfen fand man Holzkohle. Ähnliche Gräber und Vasen wurden im alten Friedhof schon mal entdeckt.
Man vermutet also, dass ein mittelalterlicher Begräbnisplatz des XI. und XII. Jahrhunderts an diesem Ort existierte. Aus unbekannten Gründen wurde der Platz im XIII. Jahrhundert aufgegeben, aber der Ort stand immer noch unter „kirchlichem Boden“. Deswegen beschloss der Prior von Rély, an diesem Ort einen neuen Friedhof zu errichten, wahrscheinlich ohne zu wissen, dass der Boden an dieser Stelle eine alte Grabstätte verbarg.
Die Soldatengräber von 1870
Zu Ehren der im Jahr 1870 gestorbenen Soldaten zählt man im Friedhof zwei Sammeldenkmäler. Sie befinden sich entlang der Mauer und teilen die zwei Friedhöfe.
Das eine ist ein Nationaldenkmal, das man errichtet hatte, wo französische wie preußische Soldaten des Krieges von 1870 begraben wurden, als sie wegen ihrer Verletzungen im Lazarett in Puiseaux starben.
Das zweite wurde neben dem ersten Denkmal zu Erinnerung an die Soldaten des Kantons Puiseaux errichtet, die während des Krieges starben. Darauf kann man die Namen der Gefallenen, nach Dörfern aufgelistet, lesen.
Die Gräber der Deportierten von 1944
Wie in den Friedhöfen für Seeleute, wo nur Inschriften an die im Meer verschwundenen Seefahrern erinnern, wurden die Deportierten in Puiseaux nicht begraben. (Der Pfarrer Retaureau ist neben der Kapelle begraben). Nur die auf den Familiengrabsteinen gemeißelten Namen erinnern uns an ihre Opfer.
Die Allee des Poeten Bézille
Wir verlassen jetzt den Friedhof und folgen der schönen Allee, die zur Stadt führt. Guillaume II Bézille, der Sohn des Poeten schenkte 1680 der Fabrik die Allee, um den Weg zum Friedhof im Winter zu erleichtern. Die Urkunde wies darauf hin, dass die Allee von Ulmen gesäumt war und dass zwei Steinplatten in der Mauer der Kapelle befestigt waren, um die Schenkung in Erinnerung zu halten. Von diesen zwei Platten haben wir schon berichtet. Nun kann man das schöne Kreuz in der Mitte der Allee bewundern.