Von der Frühzeit bis heute
Die Vorgeschichte
Man kann davon ausgehen, dass aufgrund von Funden aus der Frühzeit das Gebiet der heutigen Gemeinde besiedelt war. Aus der paläontologischen Zeit findet man keine Spuren, aber neolitische Überreste wurden entdeckt. Aus der Bronzezeit wurden Beile bei dem Weiler Parc Gauthier gefunden. Menschenspuren aus der Eisenzeit wurden ebenfalls entdeckt. Die hiesige archäologische Gesellschaft wurde fündig, als sie auf einem kleinen Hallstatt-Tumulus stieß, es handelte sich um das Grab eines Kindes bei dem Weiler „le Murger à Parat“. Die Reste des gallo-romanischen Zeitabschnittes sind besonders zahlreich. Fotos aus der Vogelperspektive zeigen Spuren von landwirtschaftlichen Gebäuden. Ein Aquadukt aus dieser Zeit wurde am Fuß des Hügels „Bardilly“ entdeckt. Die Anwesenheit der Menschen in der Gegend hat sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte sicherlich fortgesetzt, leider gibt es noch keine Beweise dafür.
Nach dem Jahr 1000, dank der ersten Schriftstücken, tritt unsere Region offiziell in die Geschichte ein.
Zu dieser Zeit gehörte Puiseaux zur Gâtinais-Grafschaft und war vom Ritter des „Château Landon“ abhängig. 1062 wurde die Provinz Gâtinais der französischen Krone angeschlossen.
Die Stiftung der Priorei
1112 gründet Ludwig VI., der Dicke, eine Abtei zu Ehren der heiligen Jungfrau. Er lässt einen klösterlichen Bau für 12 Mönche errichten.
1113 ändert er aber seine Meinung und schenkt der Pariser Abtei Saint Victor die Stadt Puiseaux samt Einwohnern und Ländereien. Nun wird Puiseaux eine einfache Priorei. Von der Errichtung des klösterlichen Baues gibt es heute keine Spuren mehr. Die heutige Kirche wurde erst Anfang des XIII. Jahrhunderts erbaut. (ca. von 1200 bis 1260). Wahrscheinlich wurde dieser Bau zusammen mit der Festung Puiseaux errichtet. Die stetige Unruhe in Folge der feudalistischen Kriege und des 100 jährigen Krieges Anfang 1346 zwangen die Mönche, Schutz innerhalb einer Festung zu suchen, die die Kirche, die Priorei und eine Reihe von Häusern zwischen der heutigen rue de l’Eglise und der rue du Fort umfasste.
Ein Stadtplan aus dem Jahr 1497 zeigt Puiseaux von seiner südlichen Seite. Man erkennt die Zwischenwälle, die verschanzten Tore mit ihren Mauerschächten, den ausgezackten Türmen und sogar eine Fallbrücke. Aus der Festung ragt der quadratische Kirchturm mit seinem pyramidenförmigen Dach hervor, es fehlt aber das südliche Seitenschiff.
Gegen 1370 ereignete sich ein Streit zwischen den Mönchen und Loys de Maleval, dem Ritter von Château Landon. Dieser nahm die Festung von Puiseaux in Besitz. Die ganze Autorität des Königs wurde benötigt, damit die Mönche ihre Rechte zurückbekamen.
Dank seiner Stadtmauer überstand Puiseaux den Hundertjährigen Krieg ohne Schaden.
Leider blieb die Umgebung nicht verschont, sie litt mehrmals unter der Plünderung von englischen oder Bauern-Horden.
Nach dem Krieg förderte König Ludwig XI. die Rückkehr zum Wohlstand, indem er den Handelsmarkt und die Jahrmärkte aufrechterhielt.
Die großen Bauten
Dank des Wohlstandes hatte sich die Stadt vergrößert und dehnte sich über die Stadtmauer aus. Und weil die Erinnerung an den Hundertjährigen Krieg bei der Bevölkerung noch lebendig war, bekam der Prior von Rély die Erlaubnis des Königs, eine zweite größere Stadtmauer zu errichten. Beim Beginn des Baues verwendete man die Steine der alten Stadtmauer bis diese vollständig verschwand, außer dem Fundament eines Turmes im heutigen Garten des Rathauses. Das Areal südlich der Kirche wurde verfügbar und man nutzte es, um das südliche Seitenschiff und eine neue Priorei zu errichten bzw. zu erweitern.
Am 23. Juni 1502 wurde der Prior von Rély von den Brüdern Hutin aus Chatillon ermordet.
Er wurde im Chor der Kirche beigesetzt und seine Mörder wurden lebenslänglich verbannt.
Gleichzeitig mit dem Bau der Stadtmauer wurde, unter seiner Regie, mit anderen wichtigen Bauten begonnen. Die Halle, die Verlegung des Friedhofes (der sich damals zwischen dem Saint Jean-Platz und dem Rély-Turm befand) sowie die Kapelle des Friedhofes sind sein Verdienst.
Die Modernen Zeiten
Puiseaux überlebte die Religionskriege ohne Schaden, dies dank ihrer dicken Stadtmauer. 1567 hielt es Condé, der durch die Stadt fuhr, nicht für sinnvoll die Stadt zu belagern. Ein Jahr später versuchten protestantische Truppen die Stadt zu erobern, aber ohne Erfolg. Einige Jahre später scheiterten auch deutsche Söldner an der unbezwingbaren Stadt.
Dann trat für Puiseaux eine friedliche Zeit an. Heinrich IV. und Ludwig XIII. besuchten die Stadt. Dann kam die Fronde und Puiseaux blieb dank der Festung unversehrt.
Gegen die Naturgewalten hatte Puiseaux keine Chance, sie wurde mindestens 6mal überschwemmt. 1891nach einem Gewitter strömte das Regenwasser durch das offen gebliebene Tor Saint Jacques und sammelte sich vor dem geschlossenen Tor du Pavé.
Die Flut zerstörte sämtliche Häuser, man zählte 84 Tote und 600 bis 700 Stück Vieh ertranken. Um diese Überschwemmungen zu vermeiden, wurde ein Kanal um die Stadt gebaut. Man nannte ihn den „trockenen Fluss“. Heute ist der Kanal bedeckt.
Die heutige Zeit
Die Revolution ging ohne schwere Folgen für Puiseaux vorbei. Die Einwohner wurden wegen ihrer Meinung nicht terrorisiert. Der letzte Prior Meigret Collet wurde nicht schikaniert.
1814 durchquerten die Kosaken mehrmals Puiseaux. Glücklicherweise wurde die Stadt nicht geplündert, musste aber Beschlagnahmen in Kauf nehmen. Gegen 1860 wurde die Eisenbahn in Puiseaux in Betrieb genommen. Das erleichterte die Personen- und Güterbeförderung.
Das Szenario von 1814 wiederholte sich 1870 mit der preussischen Invasion. Die Stadt litt nur unter Beschlagnahmen. Da wichtige Gefechte in der Umgebung stattfanden, wurde ein preussisches Lazarett errichtet. Die preussischen sowie die französischen Soldaten, die nicht überlebten, wurden auf dem Friedhof begraben, wo heute noch für sie errichtete Denkmäler zu sehen sind.
Die Modernisierung wurde fortgesetzt. Ende des Jahrhunderts kam als erstes das Telefon, dann die Gasbeleuchtung und zuletzt die Elektrizität.
Dann kam der Krieg 1914 -1918 mit seinen schweren Gefechten und brachte unendliches Leid. Ein Lazarett wurde in dem Gemeindesaal der Kirche eingerichtet (die heutige Taverne von Rély).
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Puiseaux besetzt. Es gab weder Kämpfe noch Bombardierung in der Stadt.
Am 10. August 1944, als die Alliierten sich näherten, wurden 14 Persönlichkeiten der Stadt als Geisel festgenommen und nach Buchenwald, Dora und Elrich deportiert. Unter diesen Personen befanden sich der Bürgermeister, sein Sohn, zwei Pfarrer und 2 Gendarmen. Nur 3 Personen kamen aus den Konzentrationslagern zurück. Seit des letzten Krieges hat sich Puiseaux dank seines Industriegebietes weiter entwickelt und die Bevölkerung beträgt heute über 3 500 Einwohner.
Das Stadtzentrum und die Denkmäler wurden renoviert und heute ist unsere Stadt eine der schönsten und freundlichsten Städte der Region.